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Ohren

Ohren

Unsere Ohren sind eines unserer wichtigsten Sinnesorgane, mit denen wir die Welt um uns herum wahrnehmen. Ein gesundes Gehör ist die Grundvorausetzung für das einwandfreie Empfinden akustischer Reize. Bei Erkrankungen oder Fehlbildungen des Gehörs bieten wir neben nicht-invasiven Behandlungsmethoden auch operative Eingriffe an unseren Standorten an.

Mikrochirurgie des Gehörganges, Mittelohres und der lateralen Schädelbasis

Aufgrund der Feinheit der Mittelohrstrukturen werden Operationen des Felsenbeines mit hochmodernen Xenon-Operationsmikroskopen unter optischer Vergrößerung durchgeführt. Ziel und Zweck von Mittelohroperationen ist es, eine Entzündung im Ohrbereich zu sanieren und/oder eine Mittelohrschwerhörigkeit zu verbessern.

Paukendrainage/Paukenerguss

Die wohl häufigste Mittelohroperation ist die Parazentese (Trommelfellschnitt), v.a. bei Kindern. Diese Maßnahme ist dann nötig, wenn über längere Zeit ein Paukenerguss besteht. Durch den Schnitt im Trommelfell kann flüssiges oder schleimiges Sekret abgesaugt werden. Häufig wird zeitgleich ein Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt, um neben dem natürlichen Belüftungsweg der Ohrtrompete einen weiteren Belüftungsweg für das Mittelohr (Pauke) zu schaffen, das je nach Beschaffenheit vorübergehend oder länger im Trommelfell verbleibt. Gerade bei Kindern liegt die Ursache des Paukenergusses meist an einer Beeinträchtigung der Tubenöffnung durch eine vergrößerte Rachenmandel im Nasenrachenraum, sodass diese in gleicher Sitzung verkleinert wird.

verschiedene Formen von Paukenröhrchen

Paukenerguss (rechtes Ohr)

Tympanoplastik

Durch gehäuft auftretende akute Mittelohrentzündungen im Kindesalter oder Tubenventilationsstörungen kommt es zu einer mangelhaften Entwicklung der Mittelohrschleimhaut und der Belüftungszellen des Warzenfortsatzes. Dadurch, selten auch durch ein Trauma, können chronische Mittelohrentzündungen entstehen. Grundsätzlich werden zwei Verlaufsformen unterschieden:
Die chronische Schleimhauteiterung des Mittelohres wird durch einen bleibenden Defekt im Trommelfell verursacht. Hierdurch können Bakterien aus dem Gehörgang in das eigentlich keimfreie Mittelohr eindringen. Die chronische Schleimhautinfektion führt zur lästigen Schleimsekretion, die lange Zeit bestehen und die Gehörknöchelchen zerstören kann mit der Folge zunehmender (Schallleitungs-)Schwerhörigkeit. Das Ohrlaufen kann lokal zunächst mit Ohrentropfen behandelt werden, die einzige kausale und langfristig erfolgreiche Therapie besteht aber in der mikrochirurgischen Reparatur des Trommelfells (Myringoplastik/ Tympanoplastik Typ I) durch körpereigene Muskel- oder Knorpelhaut. In gleicher Sitzung kann bei Gehörknöchelchendefekt auch die Schallübertragung zum Innenohr durch eine Mittelohrprothese wiederhergestellt werden (Tympanoplastik Typ II und III).
Bei der chronischen Knocheneiterung des Mittelohres (Cholesteatom) stülpt sich wahrscheinlich aufgrund von Unterdruckphänomenen äußere Haut des Gehörganges oder des Trommelfells in das mit Schleimhaut ausgekleidete Mittelohr (v.a. im Kuppelraum) ein. Das Innere dieses Hautsackes füllt sich mit Schuppen und Talg und es kommt, wenn sich diese Retraktionstasche nicht mehr reinigen kann, zur bakteriellen Infektion mit (stinkender) Otorrhoe. Die fortschreitende Eiterung kann zur Zerstörung der knöchernen Mittelohrstrukturen (Gehörknöchelchenkette, Gesichtsnervkanal, knöchernes Labyrinth mit Innenohr und Gleichgewichtsorgan) und der knöchernen Mittelohrgrenzen (mittlere und hintere Schädelgrube) führen, in deren Folge ernsthafte Komplikationen resultieren können (Mittelohrschwerhörigkeit, Gesichtsnervlähmung, Taubheit und Schwindel, Hirnhautentzündung, Hirnabszeß, Sinusvenenthrombose). Daher sollte in der Regel jedes Cholesteatom chirurgisch entfernt werden, eine konservative Therapie ist nicht möglich. Für die chirurgische Sanierung des Cholesteatomes existieren prinzipiell zwei Operationsprinzipien:  

Radikaloperation

Bei der klassischen Radikaloperation – auch als offene Technik bezeichnet – wird nach einem Hautschnitt hinter der Ohrmuschel die komplette hintere-obere knöcherne Gehörgangswand mikrochirurgisch mit einem Bohrer entfernt und die Pauke eröffnet, um das Cholesteatom vollständig und sicher zu entfernen. Durch weitere Resektion des Gehörgangsboden und Abflachung des Trommelfells  auf das Niveau des Gesichtsnervens werden Kuppelraum und Mastoid vom Mittelohr und von der Mittelohrbelüftung isoliert und es wird eine weite Höhle zum Gehörgang geschaffen, die sich komplett mit Gehörgangshaut auskleidet. Mit dieser Technik wird ein Cholesteatomrezidiv relativ sicher vermieden. Ein erheblicher Nachteil dieser Technik ist aber die bleibende Pflegebedürftigkeit und Infektionsanfälligkeit dieser zum Gehörgang offenen Mastoidhöhlen, was besonders im Kindesalter zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führt (z.B. beim Schwimmen). Zudem führt die Erweiterung des Gehörganges und Abflachung der Pauke mit reduziertem intratympanalen Luftvolumen zu einer Verschlechterung der akustischen Verhältnisse und damit häufig zu einer relevanten Schallleitungsschwerhörigkeit.

Gehörgangswandrekonstruktion mit Knochen (Osteoplastische Attikoantrotomie)

Die o.g. Probleme, die sich aus einer Radikalhöhle ergeben, können vermieden werden, indem der normale Gehörgang bzw. die entfernte Gehörgangswand nach Cholesteatomentfernung wiederaufgebaut wird (geschlossene Technik) und somit die lufthaltigen Mittelohrräume erhalten bleiben. Als Rekonstruktionsmaterial wird üblicherweise Knorpel aus der Ohrmuschel oder dem Tragus verwendet, da er sich gut bearbeiten und anpassen läßt und eine gute Einheilungsrate aufweist. Knorpel kann sich aber im Laufe der Zeit erweichen und verziehen bzw. kann resorbiert werden. Bei weiterhin bestehender, mangelhafter Mittelohr- bzw. Mastoidbelüftung kann es dann zu einer erneuten Haut-/Trommelfellretraktion in die Mittelohrräume kommen (=Rezidivcholesteatom). Wir haben daher Knorpel als Rekonstruktionsmaterial zugunsten von Knochen aufgegeben, da Knochen zuverlässig und lückenlos mit den knöchernen Gehörgangswänden verwächst und stabil einheilt. Über einen Schnitt zwischen Tragus und vorderer Ohrmuschel wird durch den Gehörgang das Trommelfell eröffnet und das Cholesteatom dargestellt. Dem Cholesteatom folgend wird die Kuppelraumwand und die hintere obere Gehörgangswand soweit entfernt, bis das Cholesteatom unter Sicht sicher entfernt werden kann. Über den gleichen operativen Zugang können mit einem speziellen Meißel Knochenchips aus der oberflächlichen äußeren Schädeldecke gewonnen werden, um den knöchernen Defekt zu rekonstruieren. Am Ende der Operation wird das Trommelfell und der Gehörgang mit Silikonfolie geschient und mit kleinen Gelatineschämmchen tamponiert. Diese Technik ermöglicht exzellente postoperative Hörergebnisse!

Typ I

Die Tympanoplastik Typ I oder Trommelfellplastik ist das Standardverfahren zur Behandlung der chronischen Schleimhauteiterung. Ein Trommelfelldefekt unterhält nicht nur rezidivierende Entzündungen der Mittelohrschleimhaut, sondern führt in Abhängigkeit von der Größe des Loches auch zu einem Verlust der Schallldrucktransformation zum Innenohr und damit zur Mittelohrschwerhörigkeit. Durch diese Operation wird das Mittelohr nicht nur hinsichtlich des Entzündungsprozesses saniert, sondern auch das Hörvermögen verbessert bzw. normalisiert.

Typ II

Die Tympanoplastik Typ II kommt bei isolierter Zerstörung des langen Ambossschenkels im Bereich des Amboss-Steigbügelgelenkes zum Einsatz, wie es bei der chronischen Schleimhauteiterung  auftreten kann. Dabei wird die Verbindung zwischen Amboss  und Steigbügel mit einer speziellen, abgewinkelten Mittelohrprothese wiederhergestellt.

Typ III

Sind größere Teile der Gehörknöchelchenkette zerstört oder müssen während einer sanierenden Ohroperation Gehörknöchelchen entfernt werden (Amboss, Hammerkopf), kann der Defekt durch Mittelohrprothesen überbrückt und dadurch die Schalldrucktransformation wiederhergestellt werden. Ist der Steigbügel komplett vorhanden, kann eine Partialprothese (PORP = „partial ossicular replacement prosthesis“), bei Verlust der Steigbügelschenkel muss eine Totalprothese (TORP = „total ossicular replacement prosthesis“) eingepasst werden. Heutige Mittelohrprothesen werden aus Titan gefertigt. Der Vorteil dieser Prothesen liegt in der filigranen Verarbeitung mit geringen Gewicht bei guter Gewebeverträglichkeit.

Attikoantrotomie, Rekonstruktion mit Attikspange (As) und Knochenchips (KC), A = Amboss

Kuppelraum- (= epitympanales) Cholesteatom mit Signalpolyp (linkes Ohr)

Subtotaler Trommelfelldefekt (rechtes Ohr)

Subtotaler Trommelfelldefekt (rechtes Ohr)

Tympanoplastik Typ I mit Unterfütterung des Trommeldefektes (braun) mit Muskelhaut ( = Faszie) oder Knorpelhaut (= Perichondrium)

Tympanoplastik Typ II mit Überbrückung des Kettendefektes durch eine Titan-Winkelprothese

Tympanoplastik Typ III mit Interposition einer PORP-Mittelohrprothese (aus Titan) zwischen Trommelfellebene und Steigbügelköpfchen

Tympanoplastik Typ III mit Interposition einer TORP-Mittelohrprothese (aus Titan) zwischen Tronmmelfellebene und Fußplatte

Steigbügeloperationen (Stapesplastik, Stapedotomie)

Bei einer besonderen Art der Mittelohrschwerhörigkeit wird die Steigbügelfußplatte durch eine Entzündung mit nachfolgender Entzündung fixiert. Die Ursache dieser speziellen Entzündung ist nach wie vor ungeklärt. Durch die Fixierung der Fußplatte können die Schwingungen der Gehörknöchelchen nicht mehr auf die Innenohrflüssigkeit übertragen werden. In diesen Fällen kann ein Loch in die Fußplatte eingebracht werden (hierzu wird der CO2-Laser verwendet, da er eine berührungsfreie Manipulation zulässt) und der Steigbügel durch eine Stapesprothese, die am langen Ambossschenkel fixiert wird, überbrückt werden. Die Hörerfolge bei dieser Operation sind in der Regel außerordentlich gut.

Stapedotomie mit Eintauchen einer am langen Ambossschenkel fixierten Clip-Prothese (aus Titan) in den Vorhof (= Vestibulum) des Innenohres.

Nachbehandlung nach Mittelohroperationen

Mittelohroperationen verursachen in der Regel keine oder kaum postoperative Schmerzen. Selten kommt es zu vorübergehendem Schwindel (v.a. Stapesplastik) oder Innenohr-Hörminderungen, sodass zumeist eine frühzeitige Entlassung aus der stationären Behandlung möglich ist. Die Wundfäden sollten nach 7. Tagen (Endauralschnitt) bzw. 9 Tagen (Retroaurikulärschnitt) entfernt werden. Die Gehörgangstampondade wird nach 3 Wochen (bzw. 2 Wochen nach Stapesplastik) entfernt (schmerzlos). Anschließend wird antibiotisch/antientzündliche Salbe für weitere 2 Wochen in den Gehörgang eingebracht. Danach erfolgt die Weiterbehandlung mit Ohrentropfen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Ohr in der Regel bereits gut verheilt.

Unsere Experten der Chirurgie

Prof. Dr. med.
Eckard Gehrking
Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Prof. Dr. med.
Alexander Sauter
Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Prof. Dr. med.
Marc Dellian
Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Stellvertretender chirurgischer Leiter, Wissenschaftsleiter, Standortleiter Aichach
Reyyan Elif Goner
Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

Augsburg Vincentinum

Aichach

Standorte

Chirurgische Eingriffe im Bereich der Ohren bieten wir an diesen Standorten an.

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